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Krypto-Hype: Mitmachen, weil alle mitmachen? Gründe die dagegen sprechen!

Krypto-Hype: Mitmachen, weil alle mitmachen? Gründe die dagegen sprechen!

Aktien oder Kryptowährungen

Der Bildschirm meines Smartphones leuchtet auf – in Whatsapp lese ich:

„Jungs, glaubt Ihr dass Dogecoin noch steigt?“

Und ich muss mich kurz besinnen. Denn: Die Frage kommt von einer Person, welche ich vor Kurzem noch mit folgendem Ansatz geimpft habe: „Investiere langfristig, kontinuierlich und kostengünstig in Sachwerte wie Aktien oder Immobilien.“

… und mein Herz schmerzt. Denn insgeheim weiß ich es:

Langfristig investieren?? Laaaangweilig!

Und sowieso: Wer gibt sich schon mit der Rendite des Aktienmarktes zufrieden? 7-8 % pro Jahr? Ha! Dass ich nicht lache!

Am Kryptomarkt geht es richtig rund. Da sieht der Aktienmarkt doch alt dagegen aus!

Aber wohin denke ich? Es geht hier gar nicht um Geldanlage, es geht um etwas anderes.

Was denkt du, wieso plötzlich „alle“ in Kryptowährungen investieren möchten?

Ich persönlich glaube: FOMO, Fear Of Missing Out.

… und es ist ja auch allzu verständlich: Schließlich geht es am Kryptomarkt immer wieder steil bergauf. Und Aufwärtstrends möchte schließlich niemand verpassen.

Aber schauen wir uns einmal an, was der Krypto-Markt in der Vergangenheit tatsächlich so gemacht hat.

Die historischen Renditen: Aktienmarkt und Kryptomarkt

Bevor wir uns wieder in die Welt der Kryptos wagen, gebe ich dir eine kurze Hilfe zur Einordnung historischer Renditen.

Die Renditen des Aktienmarktes

Die historische Renditen von ETFs und dem globalen Aktienmarkt sehen folgendermaßen aus:

Je nach Quelle kommt man auf eine Rendite der globalen Aktienmärkte (vor Kosten, Steuern und Inflation) von etwa 7-8 % pro Jahr. Machen wir es noch konkreter: Über die letzten 50 Jahre gesehen, brachte der MSCI World ziemlich genau 7 % Rendite pro Jahr.

Nach Kosten, Steuern und Inflation bleiben für langfristige ETF-Anleger damit etwa 2-5 % reale Rendite übrig – je nachdem, wie sich die Faktoren Kosten, Steuern und Inflation jeweils auswirken. In guten Jahren natürlich auch mehr.

Wir können damit festhalten: Vermögenserhalt ist auf jeden Fall drin. Und auch Vermögensaufbau funktioniert langfristig hervorragend mit der Börse. Aber Verdopplungen in Tagen, Wochen oder Monaten? Das ist im Regelfall leider nicht drin. Da muss man schon ein glückliches Händchen haben.

7 % Rendite pro Jahr?

„Das kann sich doch sehen lassen.“ – sage ich.

 „Das ist doch stinklangweilig.“ – sagen meine Kumpels.

Oder um es in den Worten eines meiner Kumpanen zu sagen:

„Entweder Millionär oder Straße“

Uff – wieso ist das so? Woher der Reiz der hohen Rendite? Schauen wir uns an!

Die Renditen von Kryptowährungen

Was geben Kryptowährungen denn eigentlich her? Welche Rendite ist drin? Um uns ein erstes Bild von der Wertentwicklung einiger wichtiger Kryptowährungen zu machen, schauen wir uns die historischen Verläufe an.

Chartanalyse-von-Bitcoin-Litecoin-Ethereum-und-Ripple
Die Wertentwicklung der wichtigsten Kryptowährungen (Quelle: finanzen.net)

Na das sieht doch mal hübsch aus – zumindest zeitweise, wenn man richtig eingestiegen ist.

Um uns etwas besser annähern zu können, drücken wir das ganze mal in Zahlen aus, am Beispiel von Bitcoin!

Die historischen Kurse von Bitcoin:

  • Januar 2017: 863 €
  • Januar 2018: 14.000 €
  • Januar 2019: 3.300 €
  • Januar 2020: 6.500 €
  • Januar 2021: 30.000 €

So sehen die Renditen von Bitcoin aus:

  • 2017 bis 2018: +1.522 %
  • 2018 bis 2019: -76 %
  • 2019 bis 2020: +97 %
  • 2020 bis 2021: +632 %

Von 2017 bis 2021 lag die Gesamt-Rendite von Bitcoin bei 3376 % und die jährliche Rendite bei 142 %.

Lies dazu gerne diesen Artikel zu Sebastians Krypto-Erfahrungen.

Klar, wer früh einstieg, hat (aktuell) nichts falsch gemacht.

Aber: Spektakuläre Kursverläufe kann man auch mit ETFs schaffen – was es dazu bedarf? Die Wahl des richtigen Sektors ist entscheidend.

iShares Global Clean Energy ETF

Ich möchte dir einen spannenden ETF zeigen, auf den wohl auch einige Anleger in der jüngsten Vergangenheit gesetzt haben.

Der stark positive Verlauf dürfte es beweisen:

iShares-Global-Clean-Energy-ETF
Die Kursentwicklung des iShares Global-Clean-Energy ETFs (Quelle: ishares.com)

So sehen die Renditen in Zahlenform aus:

20162017201820192020
Gesamtrendite (%)-16,4620,21-8,9743,65140,24
Vergleichsrendite (%)-17,3720,45-8,9844,35141,31
Die Rendite der letzten 5 Jahre
  • 44 % Wertentwicklung in 2019
  • 140 % Wertentwicklung in 2020

Aber mal ehrlich: was ist das schon? Selbst diese Renditen im hohen zweistelligen oder sogar dreistelligen Bereich erscheinen sterbenslangweilig im Vergleich zu aktuellen Krypto-Renditen.

Um das Bild noch etwas klarer zu machen, schauen wir uns die folgende Abbildung an:

Wie man dort sieht:

  • Gab es diesen Hype bereits um das Jahr 2007 schon einmal.
  • Hat sich der Hype Anfang 2021 wieder relativiert.
  • Wie es weitergeht? Keine Ahnung!

Da Branchen-ETFs und Kryptowährungen natürlich nur wenig Ähnlichkeit aufweisen, möchte ich gerne noch ein weiteres Beispiel anführen, das wahrscheinlich besser mit Kryptowährungen vergleichbar ist.

… und zwar eine Währung! Schließlich sind Kryptowährungen ja auch Zahlungsmittel.

Investieren in den japanischen Yen

Schaut man sich den japanischen Yen im Jahr 2006 an, könnte man gut auf die Idee kommen, dass sich ein Einstieg lohnt – die Währung stieg und stieg in den letzten Monaten und Jahren. Was sollte also passieren?

Kurs-Verlauf-Yen
Der Kursverlauf vom Yen (Quelle: finanzen.net)

Wenn man sich nur den obigen Ausschnitt ansieht, liegt diese Schlussfolgerung nahe.

Aber: Vergangenheitsdaten sagen eben nicht immer etwas über die zukünftige Entwicklung aus. Und wer sich den Verlauf der Währung in der folgenden Grafik anschaut, der merkt: Hm, ganz so einfach ist es dann eben doch nicht, einfach in eine steigende Währung einzusteigen.

Entwicklung-der-japanischen-Waehrung-Yen
Gesamte Entwicklung der japanischen Währung Yen (Quelle: finanzen.net)

Wieso sollte das also bei Kryptowährungen klappen?

… und klar, gegen Dogecoin ist das natürlich ein Witz! Von Jahresbeginn 2021 bis zum 20.02.2021 waren hier stabile 8.700 Prozent Rendite drin. Läuft!

Die-Kursentwicklung-des-Dogecoin
Die Kursentwicklung des Dogecoin (Quele: coinmarketcap.com)

Einer meiner Kumpel – der sich selbst liebevoll als „Krypto-Gott“ und „Future-Kryptomillionär“ bezeichnet – meint zur Entwicklung des Dogecoins nur:

„Während Bitcoin und co. gar nicht gönnen heute geht Doge steil bergauf amk.“

Er gesteht sich aber dennoch ein:

„Hab gedacht es fällt gleich wieder aber Doge ist unberechenbar.“

… und um Sebastian, den Hobbyinvestor hier mit ins Boot zu holen: Dogecoin ist eben auch nur ein Teil des gesamten Krypto-Portfolios. Was ich damit meine?

Rufen wir uns Sebastian Schilderungen (hier der ganze Artikel zum nachlesen) in Erinnerung:

„Aber in der Tat, der Bitcoin stand bei über 15.000 Euro.

Ich war im Plus!!!! ICH BIN IM PLUS!!!!

Mein Grinsen zog sich über das ganze Gesicht.

Ich ballte die Faust in die Höhe!

Im Plus!!!! Mit dem Bitcoin. Geiles Zeug! Ich wusste es ja immer schon …

Es ist eben eine langfristige Anlage. Buy and Hold! Wie bei meinen 7300 Tage warten mit dem Nordasia.com Fonds.

Stolz zeigte ich meiner Frau unser Krypto-Portfolio und wie wir mit dem Bitcoin im Plus sind.

Meine Frau war jetzt nicht ganz so euphorisch. Sie wollte wissen, warum da unten -57% standen.

Ja, warum wohl!

See Also
Blockchain wird von immer mehr unternehmen genutzt

Weil diese komische App halt unser gesamtes Krypto-Portfolio berechnet und nicht nur den Bitcoin. Ist ja jetzt nicht mein Problem. Warum immer das große Ganze betrachten, wenn man mit kleinen Einzelheiten viel mehr Spaß haben kann?

Also ich freute mich, endlich im Plus zu sein. Auch wenn es nur mit einer unserer 20 Währungen war.

Aber klein Anfangen. Amazon hat ja auch erst nur Bücher verkauft.“

Zitiert aus dem Artikel: Die Hobbyinvestor-Erfahrungen zum Investieren in Bitcoin

Der Unterschied zwischen dem Aktienmarkt und dem Kryptomarkt

Zum besseren Verständnis des Aktienmarktes und der Börse zitiere ich an dieser Stelle André Kostolany:

„Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit einem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann geht langsam und gleichmäßig, der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund ist die Börse.“

Kurz gesagt: Mal ist die Börse überbewertet, mal ist sie unterbewertet. Aber letztlich orientiert sie sich am „echten Wert“ der Unternehmen und an der Wirtschaft.

Wie ist das bei Kryptowährungen?

Es gibt keinen „realen Wert“, an dem sich die Währung orientieren kann. Wie kann man also eine Überbewertung ausschließen und eine Unterbewertung zum Kauf nutzen?

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„In etwas investieren, weil es steigt.“

Um dieses Bild noch etwas klarer zu machen, schauen wir uns die Gedankengänge eines Investors an.

Wie funktioniert das Denken eines „normalen“ Investors?

Ein klassischer Investor (zumindest in meinem Weltbild) möchte sein Geld in etwas anlegen, das a) für ihn regelmäßige Ausschüttungen generiert oder b) das wachsen wird und damit seinen Wert erhöht.

Und wann investiert er am liebsten in etwas derartiges?

Er investiert am Freudigsten in etwas, wenn der Preis dafür gerade gesunken ist.

2 kleine Beispiele:

Beispiel 1: „Diese Immobilie kann ich aktuell sehr günstig kaufen. Da steige ich ein.“

Oder: „Diese Aktie gefällt mir, das Unternehmen macht einen Gewinn von 10 € pro Aktie und die Aktie ist gerade auf 100 € gesunken. Das ist einen Kauf wert!“

Bei Kryptowährungen fällt auf, die Denke ist häufig etwas anders:

„Diese Kryptowährung ist gerade 5x so teuer wie vor ein paar Tage – da steige ich ein.“

Aber werden wir konkret: Was schreckt mich eigentlich so ab?

  • Kryptowährungen haben keinen materiellen Wert. Deshalb möchte ich mein Geld aber genauso wenig nur in einer Fiat-Währung wie dem Euro liegen lassen.
  • Kryptowährungen als Zahlungsmittel funktionieren (noch) sehr eingeschränkt. Oder anders ausgedrückt: Du kannst nicht überall mit Kryptowährungen zahlen.

Ich verstehe aber:

  • Als etablierte Währung ist die Beimischung in Kryptowährungen sicherlich eine schöne Sache. Aber eben genauso, wie man beispielsweise eine Fremdwährung mit ins Portfolio nimmt.
  • … und wenn du deine Kryptowährungen teurer verkaufen kannst als du sie gekauft hast, ist für einen Pragmatiker jede Argumentation hinfällig. Schließlich wird dir egal sein, wieso du Gewinn gemacht hast. Solange das Geld in deiner Tasche landet.

Ich, der ETF-Anleger als Stimme der Vernunft

Ich bin gewissermaßen die Stimme der Vernunft in meinem Freundeskreis der „Krypto-Götter“ und „Future-Kryptomillionäre“ – oder versuche es zumindest zu sein.

  • Ich gebe keine heißen Tipps.
  • Ich gebe keine Meinung zu „geschickten“ Einstiegszeitpunkten und Ausstiegszeitpunkten preis.
  • Kryptowährungen kann ich mir nur als Beimischung im einstelligen Prozentbereich meines Gesamtvermögens vorstellen.

Ich gebe es zu: Meine persönlichen Erfahrungen mit ETFs waren zwar auch nicht immer lockerleicht – denn auch der Aktienmarkt ist alles andere als schwankungsarm – aber trotzdem bin ich überzeugt: Mit weniger Zeiteinsatz und kostengünstiger kann man wohl kaum eine derart solide Rendite wie mit dieser Strategie erreichen. Wenn man den entsprechenden Zeithorizont mitbringt.

Oder um nochmal auf André Kostolany zurückzugreifen: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“

Also keine Kryptowährungen kaufen?

Als ein Baustein einer gesamtheitlichen Strategie – Altersvorsorge ist wie Türmchen bauen – kann man das sicherlich tun.
Aber! Um schnelles Geld zu machen ist das für die meisten Anleger aber eher ungeeignet. Oder etwa nicht?

… vielleicht habe ich aber auch einfach dasselbe Problem wie einer meiner Kumpel. Der meinte nämlich kürzlich über sich selbst:

„Ich bin für Krypto zu sehr eine Muschi.“

Über den Autor

Dominik ist Finanzblogger auf Depotstudent.de. Dort zeigt er Menschen, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen können, wie sie die richtigen Produkte auswählen und die richtigen Ansprechpartner für Finanzfragen finden.

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  • Der Euro hat von 2001 bis 2004 zum japanischen Yen aufgewertet, das heißt der Yen ist „wertloser“ geworden weshalb man damals mehr Yen für seinen Euro bekam.

    Wenn Du wissen willst warum es mit dem nordasia.com – Fonds von Deiner Mutter nicht so recht geklappt hat dann schau Dir die Aktienkurse beispielsweise von Softbank oder Hikari Tsushin zwischen 1999 und 2003 an. Bruder des nordasia.com war übrigens der Nordinternet – Fonds mit einer ähnlichen Wertentwicklung.

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